Weniger Vögel, mehr Zähler

In so vielen ostfriesischen Gärten wie noch nie wurden Wintervögel gezählt: Sie werden weniger und der Spatz erobert seinen Spitzenplatz zurück.

Nach den sehr niedrigen Zahlen im vergangenen Winter haben sich in diesem Jahr wieder deutlich mehr Wintervögel in Deutschlands Gärten und Parks eingefunden. Das hat die gemeinsame Zähl-Aktion von NABU und seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV), die Stunde der Wintervögel, ergeben, deren Endergebnis an diesem Montag vorgestellt wurde.

Über 970 Vogelfreunde haben sich in Ostfriesland an der Aktion beteiligt und Zählungen aus über 670 Gärten übermittelt – ein neuer Rekord bei der Anzahl der Gärten. „Im vergangenen Winter hatten die Teilnehmer in Ostfriesland 15 Prozent weniger Vögel gemeldet als im Schnitt der Jahre zuvor“, sagt NABU-Regionalgeschäftsführer Jan Schürings, „Zum Glück hat sich dieses erschreckende Ergebnis nicht wiederholt. Im Vergleich zum niedrigen Stand im Vorjahr wurden in Ostfriesland 27 Prozent mehr Vögel gesichtet.“ In diesem Jahr wurden zwischen Borkum und Wittmund rund 43 Vögel pro Garten gemeldet, im vergangenen Jahr waren es nur 34 Vögel.

 

Kontinuierlicher Abwärtstrend

In so vielen ostfriesischen Gärten wie noch nie wurden 2018 Wintervögel gezählt: Sie werden weniger und der Spatz erobert seinen Spitzenplatz zurück. (Foto: „House sparrowII“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)

2011 waren bei der ersten Stunde der Wintervögel aber noch 53 Vögel pro Garten in Ostfriesland gemeldet worden. „Die höheren Zahlen in diesem Jahr können darum nicht darüber hinwegtäuschen, dass seit Jahren ein kontinuierlicher Abwärtstrend festzustellen ist“, so Jan Schürings. „Der Rückgang häufiger Arten ist in vielen europäischen Ländern ein ernstes Problem und zeigt sich offensichtlich auch bei den Wintergästen in unseren Gärten.“ Seit Beginn der Wintervogelzählungen im Jahr 2011 seien die Gesamtzahlen gemeldeter Vögel um 2,5 Prozent pro Jahr zurückgegangen.

„Überlagert wird dieser langjährige Trend jedoch durch die Auswirkungen jährlich unterschiedlicher Witterungs- und Nahrungsverhältnisse“, so NABU-Regionalgeschäftsführer Jan Schürings. Grundsätzlich kämen in milderen Wintern, wie den letzten beiden, weniger Vögel in die Gärten, da sie auch außerhalb der Siedlungen noch genug Nahrung fänden. Dennoch fehlten im letzten Jahr viele Meisen und waldbewohnende Finkenarten, während sie in diesem Winter wieder in gewohnter Anzahl gesichtet wurden. „Erklären lässt sich dies vermutlich durch das von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Angebot an Baumsamen in den Wäldern – nicht nur bei uns, sondern auch in den Herkunftsgebieten dieser Vögel in Nord- und Osteuropa. Je weniger Samen, desto größer der Zuzug von Vögeln aus diesen Regionen zu uns und desto eher nehmen diese Vögel naturnahe Gärten und Vogelfütterungen dankbar an.“

 

Ergebnisse der Wintervogelzählung 2018

In der Rangliste der häufigsten Wintervögel haben Haussperling und Kohlmeise die Vorjahressiegerin Amsel wieder auf den dritten Platz verwiesen. Hauben-, Schwanz-, Sumpf- und Tannenmeisen kamen im Vergleich zu 2017 sogar doppelt bis dreimal so häufig in die ostfriesischen Gärten. Auch andere typische Waldvögel, wie Kleiber, Gimpel, Buntspecht und Eichelhäher wurden häufiger gemeldet. „Unsere größte Finkenart, der Kernbeißer, wurde besonders beobachtet“, sagt Jan Schürings.

Entgegen dem insgesamt abnehmenden Trend der Wintervögel konnte bei einigen Vogelarten, die Deutschland im Winter üblicherweise nur teilweise verlassen, ein deutlicher Trend zu vermehrten Überwinterungen in Deutschland festgestellt werden. So zum Beispiel Kranich (Zunahme 765 Prozent), Gänsearten wie Blässgans (plus 148), Nonnengans (plus 1.947) oder Brandgans mit einer Zunahme vom 3.260 Prozent, die hier im Bereich des Niedersächsischen Wattenmeeres überwintern.

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