Touristik kritisiert AfD-Vorsitz

Im Bundestag leitet Sebastian Münzenmaier (AfD) künftig den Tourismusausschuss. Kritik daran kommt aus der ganzen Branche, auch aus Ostfriesland.

Im deutschen Bundestag leitet die AfD künftig drei von insgesamt 23 Fachausschüssen. Peter Boehringer leitet den wichtigen Haushaltsausschuss, Stephan Brandner steht dem Rechtsausschuss vor und Sebastian Münzenmaier erhält den Vorsitz des Ausschusses für Tourismus. Schon im Vorfeld hatte es Kritik an den drei Kandidaten gegeben.

„Die Wahl von Herrn Münzenmaier zum Vorsitzenden des Tourismusausschusses ist eine Belastungsprobe für die Tourismuswirtschaft in Deutschland“, so Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV). „Die Branche steht für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz. Der Deutsche Tourismusverband wird klare Kante zeigen, wenn diese Werte verletzt werden. Fremdenfeindlichkeit und Gastfreundschaft schließen sich aus.“

Die Ostfriesischen Inseln haben am 20. Dezember die Ostfriesische Inseln GmbH mit Sitz auf Borkum gegründet, um sich ohne die Küste zu vermarkten. (Foto: Ostfriesland Tourismus GmbH)

Auch aus Ostfriesland, das auf den Wirtschaftszweig Tourismus besonders angewiesen ist, kommt Kritik an der Wahl Münzenmaiers. Als „Bürde für die Tourismusbranche“ bewertet die neu gegründete Ostfriesische Inseln GmbH diese Personalie.

Der 28-jährige Münzenmaier war vor seinem Eintritt in die AfD Mitglied der Partei „Die Freiheit“ gewesen. Sie gilt als islamfeindlich und wird vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Zudem soll Münzenmaier 2012 an einem Überfall der Ultra-Szene auf Fans des Fußballvereins FSV Mainz 05 beteiligt gewesen sein. Hierfür wurde er 2017 zu einer – noch nicht rechtskräftigen – Bewährungsstrafe verurteilt.

 

Branche lebt von Weltoffenheit und Zuwendung

„Wir bezweifeln aufgrund seiner Vita, dass Sebastian Münzenmaier sein Amt als Vorsitzender des Tourismusausschusses mit der gebotenen Neutralität ausüben kann. Ebenso bezweifeln wir, dass er Potenziale im Tourismus wird heben können. Denn: Tourismus lebt von Weltoffenheit, Toleranz, Gastfreundlichkeit und der Zuwendung zum Menschen. Diese Attribute können wir weder mit Herrn Münzenmaier noch mit seiner Partei auch nur annähernd in Einklang bringen“, sagt Wilhelm Loth, Vorsitzender der Gesellschaftervertretung der Ostfriesische Inseln GmbH. „Wir bedauern, dass unserer Branche mit dieser Personalie eine solche Bürde auferlegt wird.“

Die Ostfriesische Inseln GmbH wurde 2017 als Interessengemeinschaft der Ostfriesischen Inseln gegründet. Ihr Anspruch ist es, die Stärken der Ostfriesischen Inseln nach außen zu tragen und sie als international führende Ferienregion zu etablieren. Mitglieder sind die Inseln Borkum, Juist, Norderney, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge – außerdem die Reedereien AG EMS, AG Norden-Frisia sowie Baltrum-Linie GmbH & Co. KG.

Göran Sell, der Geschäftsführer der Ostfriesische Inseln GmbH, weist vor diesem Hintergrund auf die Bedeutung des Tourismus für Deutschland hin: „Der Tourismus ist mit Hunderttausenden von Beschäftigten und Umsätzen in Milliardenhöhe ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Deutschland. Herr Münzenmaier wird ihr als politischer Repräsentant nicht gerecht. Wir haben den Anspruch, eine auch international führende Urlaubsregion zu werden. Insbesondere für unsere Gäste aus dem Ausland ist diese Personalentscheidung deshalb ein schlechtes Signal.“

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