Frieden im Kalifat?

Gewalt und Regierung im „Islamischen Staat“ sind Thema des Vortrags von Dr. Miriam M. Müller (Hamburger Institut für Sozialforschung) am 6. Dezember in der KVHS Norden.

Durch den territorialen Anspruch und den Versuch, auf den kontrollierten Gebieten in Irak und Syrien eigene Regierungsstrukturen zu etablieren, geht der sogenannte „Islamische Staat“ (Daesh) über Form und Ziele anderer jihadistisch-salafistischer Gruppen hinaus. Auf dem von Daesh beanspruchten – nach seinem Selbstverständnis „befriedeten“ – Territorium entfällt das Ziel terroristischer Gewalt, „Gewaltanschläge gegen eine politische Ordnung“ zu verüben, denn Daesh bildet nun selbst diese Ordnung. An die Stelle von Kriegsgewalt, aber auch terroristischen Gewalthandelns, tritt auf dem Gebiet des Kalifats „staatstypisches“ Gewalthandeln mit dem Ziel, innere Konflikte zu lösen, zukünftige zu verhindern und Widerstand im Innern langfristig zu verunmöglichen.

Im Vortrag der Politologin und Islamwissenschaftlerin Dr. Miriam Müller wird folgende These vorgestellt und diskutiert: Entsprechend der Logik moderner Staatenwerdung erfolgt parallel zur Monopolisierung und Zentralisierung von (staatstypischem) Gewalthandeln eine Externalisierung von Kriegsgewalt sowie Willkürgewalt (Terrorismus). Daesh schöpft dabei in Irak und Syrien aus den Verfahren und Verwaltungsmechanismen des modernen Nationalstaats und gleichzeitig aus dem Instrumentarium totalitärer Herrschaft. Diese zukünftig mögliche Gewalt, auch gegen die Zivilbevölkerung, spielt dabei eine zentrale Rolle für die Aufrechterhaltung territorialer und insbesondere sozialer Kontrolle über die politischen Gemeinschaften vor Ort.

Der Vortrag wird am Mittwoch, 6. Dezember 2017, ab 18:45 Uhr live in die KVHS Norden übertragen. Im Anschluss besteht die Gelegenheit, der Referentin per Chat Fragen zu stellen. Der Eintritt beträgt 5,- Euro.

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