Zwischenbilanz der Seenotretter 2016

Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben seit Jahresbeginn 1.800 Einsätze auf Nord- und Ostsee gefahren.

Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 bereits mehr als 1.800 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei knapp 600 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Weitere mehr als 1.100 Menschen befreiten sie in einem dreimonatigen Ausbildungs- und Unterstützungseinsatz für ihre griechischen Kollegen vor Lesbos aus Gefahr.

 

Neue und alte „Bootschafter“

Wesentliche Unterstützung erfuhren die Seenotretter in den vergangenen Monaten durch ihren diesjährigen ehrenamtlichen „Bootschafter“, den Schauspieler Markus Knüfken („Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“, „Notruf Hafenkante“).

In den vergangenen Monaten nahm Knüfken an Übungen und Kontrollfahrten der Seenotretter teil, warb in den Medien sowie auf Veranstaltungen für ihre ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanzierte Arbeit und machte dabei viele neue Erfahrungen: „Als Kajakfahrer war ich mir schon immer bewusst, dass die See auch bei bester Vorbereitung große Gefahren bergen kann. Der selbstlose Einsatz der Seenotretter und ihre innere Einstellung beeindrucken mich sehr. Ich bin stolz darauf, als ,Bootschafter‘ zu ihnen zu gehören, und werde mich auch weiterhin für sie einsetzen.“

Herbsteinsatzbilanz-Pressekonferenz der Seenotretter am 21. Oktober 2016 im Unesco-Welterbe Zollverein in Essen (v. l.): Seenotretter Rhett Collasius, Prof. Dr. Thomas Budde, Ordentliches Mitglied des Beschlussfassenden Gremiums der DGzRS, und "Bootschafter" Markus Knüfken. (Foto: DGzRS - Die Seenotretter)
Herbsteinsatzbilanz-Pressekonferenz der Seenotretter am 21. Oktober 2016 im Unesco-Welterbe Zollverein in Essen (v. l.): Seenotretter Rhett Collasius, Prof. Dr. Thomas Budde, Ordentliches Mitglied des Beschlussfassenden Gremiums der DGzRS, und „Bootschafter“ Markus Knüfken. (Foto: DGzRS – Die Seenotretter)

Neue Seenotretter-„Bootschafterin“ 2017 wird TV-Moderatorin Heike Götz („Landpartie“, NDR). Geboren in Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern und heute in der Nähe von Hamburg zu Hause, ist sie Fernsehzuschauern vor allem als „die Frau mit dem Fahrrad“ bekannt. Seit 1999 erkundet sie den Norden, trifft seine Menschen, stellt regionale Spezialitäten und ländliche Kultur vor.

 

Aus der Rettungsflotte

Mit einem umfangreichen Neubau- und Umstationierungskonzept bereiten sich die Seenotretter auf die Herausforderungen der nächsten Jahre vor. Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen.

Zwischen 1990 und 1994 hat die DGzRS 24 Neubauten in Dienst gestellt. Spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts müssen sie ersetzt werden. „Zweckgebundene Erbschaften versetzen uns in die Lage, für einige dieser Boote schon jetzt moderne Nachfolger zu bauen. Viele werden die Namen ihrer Spender tragen“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

Die nächste 20-Meter-Einheit löst auf Wunsch des Spenders Ende 2017 auf der Greifswalder Oie die EUGEN ab, die dann nach Norderney verlegt wird. Die bisher dort stationierte BERNHARD GRUBEN soll in Hooksiel die dann 28 Jahre alte VORMANN STEFFENS ablösen.

 

Seenotretter hoffen auf Spendenbereitschaft

Hinsichtlich des Sammlungserlöses hofft die DGzRS zum Jahresende auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. In diesen Wochen wenden sich die Seenotretter wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, um über ihre Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unterstützung zu bitten und weitere Förderer zu gewinnen. Sie sind auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen.

Rund 5.000 Plakate hängen bald an publikumsintensiven Plätzen in 235 Orten. Die großformatigen Bilder zeigen den modernsten Seenotrettungskreuzer ERNST MEIER-HEDDE in stürmischer See. Die Flächen dafür hat die awk Außenwerbung GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt.

Spendern, Freunden und allen Interessierten bieten die Seenotretter auch 2017 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähigkeit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Erneut findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 30. Juli 2017, der „Tag der Seenotretter“ auf vielen Stationen an Nord- und Ostsee statt.

 

Einsatzzahlen im Detail

Vom 1. Januar bis 18. Oktober 2016 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.816 Einsätzen (Januar bis Oktober 2015: 1.892 Einsätze)

* 53 (55) Menschen aus Seenot gerettet,

* 530 (436) Menschen aus drohender Gefahr befreit,

* 258 (317) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen

zum Festland transportiert,

* 41 (48) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,

* 954 (886) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie

* 463 (513) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.299 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.

 

Bordtagebücher im Altkreis Norden

Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 497 (Januar bis Oktober 2015: 497) Einsätzen zwei (vier) Menschen aus Seenot gerettet und 85 (56) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Ein bemerkenswerter Einsatz im Altkreis Norden ereignete sich am 8. April 2016: Vor Norddeich zieht die Strömung den Berner Sennenhund „Rocky“ auf die Nordsee hinaus. Das Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE nimmt Kurs auf das Tier. Mit geschickten nautischen Manövern und „tierischem“ Sachverstand gelingt es den wohlwollenden Jägern, den völlig erschöpften Hund durch die Bergungspforte an Bord zu nehmen.

4. Juni: Eine Familie segelt auf ihrer Yacht von Borkum nach Norderney. Plötzlich fallen zwei ihrer drei Kinder (10, 8, 6) in Tiefschlaf, eines wird bewusstlos. Die Eltern hatten ihnen ein Medikament gegen Seekrankheit verabreicht – offenbar in Erwachsenendosis. Mit einer freiwilligen Seenotärztin an Bord bringt ein Seenotrettungskreuzer die Kinder in medizinische Behandlung.

18. Juli: Beim Anlaufen des Seegatts zwischen Norderney und Juist gerät eine Segelyacht in die Brandungszone und kommt fest. Bis zu anderthalb Meter hohe Dünung wirft das etwa zwölf Meter lange Boot immer wieder hart auf die Sandbank – extrem gefährlich für Schiff und Besatzung. Den Seenotrettern gelingt es, die Yacht in tieferes Wasser zu ziehen und nach Norderney einzuschleppen.

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