Erste Trends bei der Stunde der Gartenvögel 2016

NABU Ostfriesland: Der Trend zeigt mehr Gewinner als Verlierer. Vermutlich hat der Haussperling in Ostfriesland wieder den Schnabel vorn.

Ostfriesland – Diese Woche hat der NABU Ostfriesland einen ersten Trend zur NABU-Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ gezogen, in deren Rahmen am Pfingstwochenende Vogelfreunde auch in Ostfriesland zum zwölften Mal aufgerufen waren, alle innerhalb einer Stunde gezählten Gefiederten im Garten, Kleingarten oder Park zu notieren und an den NABU zu melden.

Der Haussperling wurde bei der Stunde der Wintervögel 2015 am häufigsten gezählt. (Foto: „House sparrowII“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)
Der Haussperling hat bei der Stunde der Gartenvögel 2016 den Schnabel vorn. (Foto: „House sparrowII“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)

Bis Mittwochmorgen haben in Ostfriesland über 400 (NDS: 4.320 , D: 31.500) Vogelfreundinnen und Vogelfreunde bei der Stunde der Gartenvögel aus 239 (NDS: 2.620, D: 20.700) Gärten und Parks mehr als 9.800 (NDS: 98.000, D: 761.000) beobachtete Vögel gemeldet. Häufigste Art ist erneut der Haussperling, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Star. „Die hohe Beteiligung ist, wegen des kalten Wochenendes, nicht so hoch wie in den letzten Jahren“, bilanziert Jan Schürings, Regionalgeschäftsführer des NABU Ostfriesland.

„Wir bekommen durch diese Aktion Hinweise auf Trends bei den Garten- und Parkvögeln unserer Heimat und merken, dass sich viele Menschen intensiv mit der Vogelwelt, der Natur und dem Naturschutz beschäftigt haben. Und ein umweltpädagogischer Effekt ist auch noch gleich dabei: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die Vogelarten voneinander zu unterscheiden. Ein wunderbarer Aspekt in Zeiten schwindender Artenkenntnis! Denn nur was ich kenne, kann ich auch schützen!“, begründet der NABU-Regionalgeschäftsführer die Aktion.

 

Da die Ergebniseingabe noch bis zum 23. Mai möglich ist, kann der NABU Ostfriesland derzeit nur auf erste Trends zurückgreifen – diese sind aber bereits recht stabil. Demnach liegt nach dem Haussperling auf Rang 1, knapp vor der Amsel mit vier Exemplaren pro Garten. Die Amsel ist jedoch, im Gegensatz zum Haussperling, in fast allen Gärten und Parks des Landes zu Hause. Es folgen Kohlmeise, Blaumeise und Star.

Ein Gewinner könnte das Rotkehlchen sein, das momentan ein starkes Plus aufweist, jedoch noch nicht in die Top Ten der beobachteten Vögel gerückt ist. Als Vogel mit Insektenappetit hat der gemeldete Rotkehlchenbestand in knapp 70 Prozent aller Gärten anscheinend stark von der milden Winterwitterung profitiert.

Beim Mauersegler verzeichnet der NABU mit 14 Prozent einen starken Rückgang. Er rangiert vorerst zwei Plätze schlechter (14.) als im Jahr 2015, doch hängt seine Abnahme nicht allein von den witterungsbedingten Ausfällen der Vorjahre ab. Hinzu kommt, dass Mauersegler ausschließlich Fluginsekten jagen. Der vermehrte Einsatz hocheffektiver Spritzmittel wie Glyphosat in der industriellen Landwirtschaft, aber auch in Hausgärten, entzieht Mauerseglern und anderen Insektenfressern die Nahrungsgrundlage. Während die EU über die Wiederzulassung von Glyphosat diskutiere, werden die Teilnehmer der Vogelzählungen in ihrem eigenen Garten Zeugen dieser dramatischen Entwicklung. Als Gebäudebrüter, der auf Nischen an Häusern angewiesen ist, verliert der Mauersegler darüber hinaus durch energetische Sanierungsmaßnahmen immer mehr Nistmöglichkeiten. Und das obwohl Mauersegler-Nester gesetzlich geschützt sind.

Ein gegensätzlicher, sehr positiver Trend ist bei der Mehlschwalbe (9.) zu erkennen, einem anderen reinen Insektenfresser und Langstreckenzieher. Mit einer Zunahme (rund 20 Prozent) zum Vorjahr schafft sie es wohl in diesem Jahr unter die Top Ten der Gartenvögel in Ostfriesland. Mehlschwalben und Mauersegler sind als Gebäudebrüter vom Brutplatzverlust bei Sanierungen oder sogar von der mutwilligen Entfernung ihrer gesetzlich geschützten Nester von der Hausfassade besonders betroffen. Auch in Neubaugebieten, wo für Schwalben eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten, da geeignetes Baumaterial und Hausdächer vorhanden sind, werden die Vögel zunehmend vergrämt und ihre Nester illegal entfernt. Um unseren heimischen Schwalben weiter unter die Flügel zu greifen hat der NABU Niedersachsen die Aktion „Schwalben willkommen!“ ins Leben gerufen. Naturfreunde, die aktiv Mehl- und Rauchschwalben unterstützen bzw. die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten, wie z.B. bekotete Fassaden tolerieren oder ein entsprechendes Schutzbrettchen anbringen, erhalten vom NABU als Dank eine Urkunde und eine Plakette ‚Schwalbenfreundliches Haus‘ für die Hauswand.

„In der Rangfolge können sich“, erläutert der NABU-Regionalgeschäftsführer, „durchaus noch Verschiebungen ergeben. Beobachtungen können noch bis einschließlich 23. Mai online oder postalisch gemeldet werden.“ Die Beobachtungen melden Sie bitte per Post (NABU, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin) oder einfach im Internet unter www.stundedergartenvoegel.de. Die einzelnen Zählergebnisse kann man, sortiert nach Vogelart oder Landkreis, auf der Internetseite www.NABU-niedersachsen.de abrufen.

Schreiben Sie einen Kommentar