Die Philosophie des Bitte-danke

In der aktuellen Winterausgabe des Lichtwolf („Zeitschrift trotz Philosophie“) geht es auf 100 werbefreien Seiten um Höflichkeit und Dankbarkeit, Schenken und Schulden, Benehmen und Vergeben. Mit von der Partie sind Nietzsche, Cioran, Lord Chesterfield, Gorgias, Novalis, Scheler und Derrida sowie natürlich Immanuel Kant, der dieses Heft eindeutig dominiert.

Lichtwolf – Zeitschrift trotz Philosophie. Ausgabe Nr. 52, Titelthema: Bitte / danke
Lichtwolf – Zeitschrift trotz Philosophie. Ausgabe Nr. 52, Titelthema: Bitte / danke

Der Schriftsteller Max Frisch etwa plagte sich, nachdem ein gönnerhafter Freund ihm das Studium finanziert hatte, mit einer lebenslangen „Dankesschuld“ herum, die Wolfgang Schröder fragen lässt, wie man für etwas dankt, was man weder erwünscht noch erbeten hat. Der Erzpessimist Cioran sah es als sinnlos an, im Leben um irgendwas zu bitten oder für irgendwas dankbar zu sein. Allerdings hatte er eine idyllische Kindheit in seinem rustikal-rumänischen Geburtsort, in den Michael Helming die Leser mitnimmt.

Kant wird in der Griechenland- und der Flüchtlingskrise gern zitiert und oft falsch verstanden. Timotheus Schneidegger erklärt, dass Solidarität mit Flüchtlingen nichts mit Gefühlen, sondern nur mit Vernunft zu tun hat. Außerdem wundert er sich anlässlich des Pariser Klimagipfels, warum wir aus uralter und neuerer Naturethik (Platon, Otfried Höffe und Angelica Krebs) noch nicht die überfälligen Schlüsse gezogen haben.

Die Essays verbinden Humor mit Tiefsinn und werden nicht von störenden Werbeanzeigen unterbrochen: Der Lichtwolf finanziert sich seit 14 Jahren ausschließlich durch den Heftverkauf. Zwischen den ausgiebigen Texten finden sich Kurzrezensionen, Aphorismen und Ultrakurzmärchen sowie das „Viehlosovieh“: Diesmal beschreibt Stefan Rode die Miesmuschel als bedenkenswertes Tier.

Das Heft kann im Buchhandel (ISBN 9783941921566) oder direkt über www.lichtwolf.de für 7,80 Euro bezogen werden, im Abo ab 26,80 Euro. Der Lichtwolf wurde 2002 gegründet erscheint seit 2009 im catware.net Verlag, der jede Ausgabe auch als DRM-freies E-Book für Amazon Kindle und im offenen epub-Format u.a. direkt im Onlineshop des Verlags unter www.catware.net anbietet.

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