DLRG warnt vor Freibad-Schließung

Zwischen Juli 2007 und September 2015 wurden in Deutschland 371 Bäder geschlossen. Weitere 670 Bäder sind akut von der Schließung bedroht. Im gleichen Zeitraum wurden nur 21 Bäder neu gebaut und 90 saniert. Diese Zahlen gab jetzt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Nenndorf bekannt.

Besonders hart traf es die Hallenbäder: Von den 371 Bäderschließungen waren 223 Hallenbäder, die die Träger der allgemeinen Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, des Schulschwimmens und des leistungsorientierten Schwimmens, des Sporttauchens und anderer Wassersportarten sind. Grund genug für die DLRG, um zu fordern: „Die Ausdünnung der Bäderlandschaft muss endlich aufhören.“ DLRG-Präsident Hans-Hubert Hatje appelliert an Städte und Gemeinden, finanzpolitisch umzudenken und auch über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Besonders problematisch stelle sich die Situation in den ländlichen Regionen dar.

In Norddeich ist das Freibad eines von 104 niedersächsichen Bädern, die konkret von einer Schließung bedroht sind. Die zuständigen Kurbetriebe und Stadtwerke gehören der Stadt Norden, die angesichts des finanzielle Defizits der städtischen Wirtschaftsbetriebe das Aus für das Norddeicher Freibad erwägt. Allerdings hat sich dagegen bereits eine Bürgerinitiative unter dem Namen „Norder Dialog“ formiert, die mit einer Onlinepetition für den Erhalt des Bades kämpft. Der Rückbau, so eines der Argumente, wäre teurer als der Weiterbetrieb.

Freibäder wie dieses im österreichischen Grins sind in Deuschland immer öfter von Schließung bedroht. (Foto: Siegele Roland. Lizenziert unter CC BY 2.0 at über Wikimedia Commons)
Freibäder wie dieses im österreichischen Grins sind in Deuschland immer öfter von Schließung bedroht. (Foto: Siegele Roland. Lizenziert unter CC BY 2.0 at über Wikimedia Commons)

Inzwischen will das Bundesbauministeriums bis zum Jahr 2018 insgesamt 100 Millionen Euro für die Sanierung kommunaler Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die DLRG sieht darin eine Chance für bedrohte Schwimmbäder: „Städte und Gemeinden müssen nun ihre Anträge auf Fördermittel stellen, denn auch Bäder gehören zu den kommunalen Einrichtungen“, so DLRG-Präsident Hatje, auch wenn dies lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein sei.

Diese ausschließlich vom Sparzwang geleitete Politik zeige mittlerweile verheerende Auswirkungen: „50% der Grundschulabgänger sind keine sicheren Schwimmer mehr, 25% der Grundschulen haben gar keinen Zugang mehr zu einer Schwimmhalle und die Wartezeiten auf einen Platz im Schwimmkurs bei privaten Ausbildungsorganisationen wie der DLRG dauert zwischen ein und zwei Jahren“, skizziert der DLRG-Präsident die aktuelle Lage. „Die Daseinsvorsorge ist neben der Sicherheit der Bürger eine originäre staatliche Aufgabe. Diese müssen wir gemeinsam einfordern und Bund, Länder und Kommunen in die Pflicht nehmen“, zeigt sich Hatje kämpferisch.

Die Medienberichte machen deutlich, dass sich die Bürger zunehmend wie in Norden-Norddeich gegen Schließungsabsichten zur Wehr setzen. Eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag der DLRG zeigt, dass 87% der Bundesbürger das Bad wichtig oder sehr wichtig ist.

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