Kein Kunstfehler

Der Gang zum Arzt kann auch unverhofft zum Kulturgenuss führen, wenn der Mediziner die weißen Wände seines Wartezimmers in den Dienst der Kunst stellt. NOR-A geht also zum Orthopäden.

(Norden) Muss man eine Arztpraxis aufsuchen, da erwartet man Gedränge bei der Anmeldung, Husten, Schnaufen, Schmerzensschreie oder stilles Leiden im Wartezimmer, Wände mit Schaubildern behängt, auf denen man sieht, was beim Menschen alles kaputtgehen kann, Aufforderungen, sich schleunigst impfen zu lassen und vielleicht noch ein paar Kinderbilder, die der Onkel Doktor von seinen kleinen Patienten als Dank für seine Hilfe bekommen hat. Das erwartet man, oder? Aber erwartet man Kunst? Eher nicht. Da gibt es nur wenige Praxen.

Eine davon ist das Orthopädische Fach-Arzt-Zentrum der Drs. Niehaus und Gravemann in Norden.

(Foto: Lisa de Vries)

Brigitte Götz vor Gemälden von Doris Brooken (Großheide) und Claudia Klaassen (Norden). Ausgestellt sind diese und viele weitere Bilder in der Norder Orthopädiepraxis Niehaus und Gravemann. (Fotos: lv)

 

NOR-A sprach mit der verantwortlichen Mitarbeiterin der Praxis Frau Brigitte Götz (B.G.).

NOR-A: Wie ist es zu dieser Idee gekommen, die Praxisräume mit Bildern lokaler Künstler zu schmücken?

B.G.: Als Herr Dr. Gravemann in die Praxis einstieg, brachte er die Idee mit. So finden seit nunmehr drei Jahren regelmäßige Ausstellungen statt. Mittlerweile haben schon sechs Künstler verschiedenster Stilrichtungen bei uns ausgestellt.

NOR-A: Wie organisieren Sie die Ausstellungen?

B.G.: Im Anfang habe ich gezielt Menschen angesprochen, von denen ich wusste, dass sie künstlerisch tätig waren. Mittlerweile werde ich direkt von interessierten Künstlern angesprochen, oder die Patienten kennen da jemanden…

NOR-A: Wie reagieren die Patienten auf die Bilder?

B.G.: Die Reaktionen der Patienten sind unterschiedlich: von Begeisterung bis zu Unverständnis. Die einen mögen mehr das Gegenständliche, die anderen mehr das Abstrakte. So wie der Geschmack eben ist. Man hört auch Patienten in den Wartezonen über die Bilder diskutieren. Es werden auch Bilder verkauft. Einige Käufer nehmen direkt Kontakt mit den Künstlern auf. Entsprechende Visitenkarten liegen aus. Sonst läuft der Kontakt über mich. Dazu muss ich sagen, dass wir auch hier der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen und Namen des Käufers nur mit seiner Einwilligung weitergeben dürfen.

NOR-A: Haben Sie eine besondere Beziehung zur Kunst, oder warum organisieren sie die Ausstellungen?

B:G.: Ich mag Bilder und denke auch gern in Bildern. Ich habe Freude an dieser besonderen Aufgabe, die sich von der normalen Arbeit in der Praxis abhebt, und ich habe Freude an den Reaktionen der Patienten. Die unterschiedlichen Maltechniken und Stilrichtungen haben mich motiviert, selbst Bilder zu gestalten. Nach einigen Versuchen habe ich meine Richtung gefunden. Ich experimentiere jetzt mit Gips und mit Naturmaterialien.

NOR-A: Kann man Ihre Werke dann bald in einer Ausstellung sehen?

B.G.: Ja, vielleicht in diesem Sommer.

NOR-A: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Wenn Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, was wir Ihnen natürlich nicht wünschen, schmerzgebeugt in die Orthopädiepraxis Niehaus/Gravemann schleppen müssen, schauen Sie doch mal auf. Es hängen dort Bilder, die Sie bestimmt für ein paar Augenblicke auf andere Gedanken bringen werden:

(Foto: Lisa de Vries)

Schreiben Sie einen Kommentar