Herausforderung oder Kahlschlag?

In der vergangenen Ausgabe berichtete NOR-A über die Kulturinfarkt-Debatte und fragte, ob es auch im Altkreis zu viel vom Gleichen gäbe. Werner Krosse, Abteilungsleiter für Kulturarbeit und Kulturelle Bildung an der KVHS Norden, meint dazu:

Im Kulturbetrieb ist sicherlich manches zu hinterfragen. Aber ob die Autoren mit ihrem Buch „Kulturinfarkt“ eine sinnvolle Diskussion angeschoben haben, ist zweifelhaft. Mit so radikalen Positionen kann man populistisch in einer Zeit knapper Finanzressourcen punkten, aber man sorgt damit eher für einen Kahlschlag. Die Erfahrung zeigt, dass Gelder für Kultur eher zusammengestrichen und für ganz andere Lücken verwendet werden. Dabei sind inhaltliche Argumente noch nicht berücksichtigt. Wenn Gelder, so wie es die Autoren wünschen, nur noch für innovative Großprojekte ausgegeben werden, was passiert dann mit der Provinz? Bekommt eine Landesbühne dann weniger Geld, nur weil sie im kleineren Rahmen Experimente wagen kann? Was passsiert mit einer flächendeckenden Kinder- und Jugendtheaterarbeit? Alles Humbug? Immer das Gleiche? Mir deucht, dass die Autoren eine sehr exklusive Auffassung von Kultur haben. Teilhaben an Kultur kann man jedoch nur, wenn sie vor Ort vorhanden ist. Und teilhaben sollten alle, weil Kultur sinnstiftend und persönlichkeitsbildend ist. Da geht es nicht nur um bewahren, hegen und pflegen.
Die andere Forderung, die Kulturmacher sollten marktgerecht denken, ist gefährlich. Die Autoren – selber aus dem Kulturbetrieb – müssten eigentlich wissen, dass jede geplante Veranstaltung hinterfragt wird, ob sie auch ein Publikum findet. Aber wenn die Marktorientierung das Hauptkriterium ist, dann gelangen wir zu dem immer wieder Gleichen. Als Beispiel dienen die musikalisch gleichgeschalteten Radiosender. Statt eines Kahlschlags muss nach wie vor das Ziel sein, möglichst viele Spielräume für Kultur zu schaffen.

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