Mehr Rotkehlchen in ostfriesischen Gärten

Bei der „Stunde der Gartenvögel“ des NABU ist der Haussperling in Ostfriesland erneut der Seriensieger.

Ostfriesland – Das Rotkehlchen ist der große Gewinner der „Stunde der Gartenvögel“. Im Vergleich zur letzten Gartenvogelzählung konnten 50 % mehr Rotkehlchen beobachtet werden wie im Vorjahr. Spitzenreiter bleiben Haussperling, Amsel und Kohlmeise mit den Plätzen eins bis drei. Ein Comeback feiert auch der Star, der in allen Garten häufiger zu beobachten war und sich in Ostfriesland auf Platz 5 vorgeschoben hat. Insgesamt beteiligten sich 530 (D: 44.737, NI: 5.970) Vogelfreundinnen und Vogelfreunde in Ostfriesland an der Citizen-Science-Aktion von NABU, NAJU und ihrem Partner, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Es wurden Beobachtungen aus 331 (D: 29.647, NI: 3.734) Gärten und Parks gemeldet.

Dabei wurden mehr als 13.300 (D: 1.091.527, NI: 140.705) Vögel gezählt. Häufigste Art ist erneut der Haussperling, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Star. „Die Beteiligung ist, trotz des kalten Pfingstwochenendes, genauso hoch wie im letzten Jahr“, bilanziert Jan Schürings, NABU Regionalgeschäftsführer Ostfriesland.

Die Vogeluhr des NABU zeigt, wann welche Vögel zu hören sind. (Bild: NABU/Jenni Ottilie Keppler & Carolin Oelsner)
Die Vogeluhr des NABU zeigt, wann welche Vögel zu hören sind. (Bild: NABU/Jenni Ottilie Keppler & Carolin Oelsner)

„Wir bekommen durch diese Citizen-Science-Aktion Hinweise auf Trends bei den Garten- und Parkvögeln unserer Heimat und merken, dass sich viele Menschen intensiv mit der Vogelwelt, der Natur und dem Naturschutz beschäftigt haben. Und ein umweltpädagogischer Effekt ist auch noch gleich dabei: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die Vogelarten voneinander zu unterscheiden. Ein wunderbarer Aspekt in Zeiten schwindender Artenkenntnis! Denn nur was ich kenne, kann ich auch schützen!“, begründet der NABU Regionalgeschäftsführer die Aktion.

Dies war seit Beginn der Aktion 2005 die 12. Zählung im Rahmen der Stunde der Gartenvögel. Je länger die Datenreihe, desto wertvoller werden die Daten. Für viele Vogelarten können dank der langen Zeitreihe inzwischen eindeutige Bestandstrends für den Siedlungsraum festgestellt werden.

Große Verlierer der diesjährigen Zählung sind Mauersegler und Feldsperling. Bei beiden Arten setzte sich der seit Beginn der Aktion festgestellte Abwärtstrend fort, obwohl aufgrund der leichten Erholung der Zahlen im Vorjahr Grund zur Hoffnung auf eine Trendwende bestand. Beim Mauersegler verzeichnet der NABU mit 9 Prozent einen starken Rückgang. Er rangiert zwei Plätze schlechter (14.) als im Jahr 2015. Auch beim Feldsperling, der sich vom 5. auf den 6. Rang verschlechterte, hält der Negativtrend an. Doch das schlechte Abschneiden hängt nicht allein von den witterungsbedingten Ausfällen ab. Hinzu kommt, dass Mauersegler und Feldsperling zur Jungenaufzucht auf Insekten angewiesen sind. Der vermehrte Einsatz hocheffektiver Insektengifte in der industriellen Landwirtschaft, aber auch in Hausgärten, entzieht insbesondere den Mauerseglern und anderen Insektenfressern die Nahrungsgrundlage. Wissenschaftler beobachten einen alarmierenden Rückgang von Insekten in den vergangenen 15 Jahren, so sei die Abnahme dieser Arten nur eine logische Konsequenz. „Sie ernähren sich vom sogenannten Luftplankton, also von durch den Wind aus einem großen Einzugsgebiet in hohe Luftschichten verfrachteten und dort gleichmäßig verteilten Insekten“, so der NABU Ostfriesland. Für die gleiche Menge an Futter müssten sie nun viel weiter fliegen. Sie können nicht wie andere insektenfressende Vögel gezielt Stellen aufsuchen, an denen noch genügend Insekten leben und leiden vermutlich daher besonders am allgemeinen Insektenschwund. Als Gebäudebrüter, der auf Nischen an Häusern angewiesen ist, verliert der Mauersegler darüber hinaus durch energetische Sanierungsmaßnahmen immer mehr Nistmöglichkeiten. Und das obwohl Mauersegler-Nester gesetzlich geschützt sind.

Ein anderer Insektenfresser, die Mehlschwalbe, hat sich jedoch entgegen dem bundesweiten Trend in Ostfriesland dieses Jahr positiv entwickelt. Dies lässt sich möglicherweise auf das Engagement vieler Bürger und Naturschützer zurückführen. „Wir erhalten zur Schwalbenzeit immer sehr viele Anrufe von Hausbesitzern, die etwas für die gefiederten Glücksbringer tun wollen. Wir raten dann zu einem insektenfreundlichen Garten und der Anlage einer Lehmpfütze zum Nestbau für die Schwalben.“, so NABU Regionalgeschäftsführer Jan Schürings.

Positiv ist das „Comeback“ des Stars, der Rang fünf belegt. In diesem Jahr erreichte er mit 2,22 Vögeln pro Garten wieder Bestwerte, nachdem die vergangen Jahre leicht rückläufig waren. Möglicherweise profitierte er, wie das Rotkehlchen, vom besonders milden Winter. Als Kurzstreckenzieher überwintert der Star bereits im Westen Deutschlands, in den Benelux-Ländern, Frankreich und in Großbritannien. Der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016, konnte in acht Prozent aller Garten beobachtet werden und belegt Rang 31 und damit die beste Platzierung seit Beginn der Vogelzählung. Diese größere Bekanntheit durch seine Kür zum Vogel des Jahres kann der bunte und beliebte Stieglitz gut gebrauchen, da er in den vergangenen 25 Jahren erhebliche Bestandseinbußen hinnehmen musste. Ein Grund ist der Rückgang von Wildblumenwiesen, von deren Samen er sich ernährt.

 

Die einzelnen Zählergebnisse können Sie, sortiert nach Vogelart oder Landkreis, auf der Internetseite www.NABU-niedersachsen.de abrufen.

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