Vom Hicken-Bicken bis zum Eiersmieten

Paaskefüür nach wie vor beliebt und gut besucht – Osterbräuche in Ostfriesland

Wenn in Ostfriesland Eier über Weiden und Wiesen fliegen oder von Inseldünen und Eierbergen kullern, dann ist hierzulande Osterzeit. Bräuche und Traditionen haben auf der Ostfriesischen Halbinsel auch im 21. Jahrhundert ihren festen Platz. Paasken, wie Ostern auf Plattdeutsch traditionell genannt wird, gehört dazu, leitet sich vom jüdischen Passah-Fest ab und bildet dabei einen Höhepunkt im Jahreslauf.

 

Paaskefüür – Osterfeuer am Ostersonnabend

Mit dem Ende der Karwoche beginnt an Ostersonnabend das langersehnte Osterfeuer. Schon Wochen vorher haben Jung und Alt Sträucher von Hecken und Bäumen gesammelt, und es auf freien Flächen zu hohen Haufen gestapelt. Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Feuer entzündet, sodass es weit über die Landschaft seinen Schein wirft. Es dient vor allem dem gemeinschaftlichen Miteinander und ist willkommener Anlass, das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings zu feiern. Übrigens, Hans-Jürgen Rak vom Umweltministerium in Hannover erklärte auf Nachfrage der Ostfriesischen Landschaft, dass Traditionsveranstaltungen wie Osterfeuer nach wie vor als Brauchtum erlaubt sind, sofern sie als öffentliche Veranstaltung durchgeführt werden. Die Bestimmung als Brauchtumsfeuer sei insofern von dem Zweck der Handlung, nämlich der Pflege des Brauchtums, abhängig.

Dass dabei kein Abfall verbrannt werden darf, versteht sich für umweltbewusste Osterfeuerfreunde ebenso von selbst wie das vorherige Umschichten des Strauchwerks.

 

Hicken-Bicken-Sönndag

Deutschlandweit wird den Kindern erzählt, der Osterhase habe Eier bunt gefärbt und im Garten versteckt. Jungen und Mädchen machen sich frühmorgens auf die Suche, und groß ist dann ihre Freude über jedes gefundene Ei. In Ostfriesland endet der Brauch aber nicht mit dem Eiersuchen, sondern die hartgekochten Bunten eignen sich für vielerlei „Wettkämpfe“ rund ums Ei. Sie werden am Ostersonntag beim Hicken-Bicken mit den Spitzen gegeneinander gestoßen. Gewonnen hat der, dessen Eier unversehrt bleiben.

Hicken-Bicken in Ostfriesland (Foto: Marvin Friedrichs, 2014 © Ostfriesische Landschaft)

Eiertrüllen und Eiersmieten

Bis heute findet ebenfalls das Eiertrüllen und Eiersmieten an den Osterfeiertagen statt. Beim Eiertrüllen werden die Eier von Kindern und Erwachsenen von Deichen, Dünen oder „Bergen“ gerollt. Dabei wird meist eine „Lünskebahn“, eine Rollbahn, in den Sand gezogen, um in dieser Laufrille die Eier einen kleinen Hügel hinab rollen zu lassen. Das Ziel dabei ist, die Eier möglichst weit und unversehrt ins „Tal“ zu bringen. Beliebter Ort für diesen Brauch ist der Plytenberg in Leer. In Aurich bevorzugt man die Eierberge im Wald bei Wallinghausen, in Schortens befindet sich der Eierberg im Klosterpark Oestringfelde.

Überwiegend Jugendliche sind es, die ihrer Freude am Eiersmieten auf einer Weide oder Wiese nachgehen. Möglichst weit schleudern sie ihre gefärbten Prachtexemplare – in der Hoffnung, dass sie beim ersten Aufschlagen nicht zerplatzen und sie das Eidotter – zwecks Verzehrs an Ort und Stelle – zusammensuchen müssen.

 

Eine umfangreiche Übersicht zu vielen ostfriesischen und friesischen Bräuchen im Jahreslauf findet man in der Broschüre „Moden un Maneren, Ostfrieslands Bräuche, Traditionen und Besonderheiten“, die im Buchhandel oder bei der Ostfriesischen Landschaft für 5,90 zzgl. Versandkosten zu bestellen ist.

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